In Amerika gibt es gerade ein großes Comeback: Scout Motors ist zurück. Die VW-Tochter baut künftig Elektroautos und stellte die Tage ihre ersten zwei neuen Modelle vor. Den Traveler sowie den Terra.
Scout Motors? Hier quasi unbekannt, gilt der Name in den USA als Legende. Und zwar wegen dem Scout. Einem rustikalen Offroader im Stile von Ford Bronco, Chevrolet Blazer und – logo – Jeep. Gebaut wurde der Scout jedenfalls 1960 bis 1980 von der Marke International Harvester. Der Scout war also keine Marke – sondern ein Modell.
Neuauflage als eigenständige Marke
Nach der Übernahme von International Navistar 2016 bis 2021 durch die VW-Tochter Traton kamen die Wolfsburger an die Namens- und Markenrechte. 2022 sorgte dann der damalige VW-Chefdesigner Klaus Zyciora mit ersten Skizzen für Furore. Damit war es offiziell: Volkswagen bringt den Scout zurück – als Marke.
Mittlerweile sind den Worten Taten gefolgt. Schon vor Wochen enthüllte die 2021 neu gegründete Scout Motors Inc. die ersten zwei Modelle der Neuzeit. Zum einen das SUV Scout Traveler mit Platz für fünf Passagiere sowie zum zweiten den Pick-up Scout Terra mit Doppelkabine. Beide Modelle bedienen in den USA den Markt der sogenannten Light Trucks. Beide Modelle setzen zudem auf ein rustikales Design ohne jeden Schnörkel. Eben so, wie es der US-Markt wünscht.
Ur-amerikanisch: Scout Traveler & Scout Terra
Der Scout Traveler entpuppt sich jedenfalls als SUV mit 3,06 m Radstand und 5,28 m Länge. Der Pick-Up Scout Terra kommt sogar auf 3,78 m bzw. 5,82 m. Breit sind beide Fahrzeuge 2,32 m. Die Höhe misst 1,94 (Traveler) bzw. 1,96 m (Terra). Der Clou: Beide Modelle stehen auf Offroadreifen in 35 Zoll und haben rund 30 cm Bodenfreiheit. So beträgt die Watttiefe ersten Infos zufolge über 90 cm. Apropos: Die Basis von Scout Traveler sowie Scout Terra stellt ein Leiterrahmen mit aufgesetzter Karosserie. Hinten verbaut Scout Motors eine Starrachse, außerdem Sperren an beiden Achsen. An der Vorderachse sind die Stabis ausklinkbar. Das Scout-Duo sollte sich also gerade abseits fester Straßen wohlfühlen. Zumal die Fahrzeuge prima als Zugmaschine dienen. Der Scout Traveler zieht bis zu 3,2 t, der Pick-up Scout Terra sogar bis 4,5 t. Die Nutzlast beträgt jeweils 900+ kg.
Die Optik scheint dagegen bekannt. Das Duo erinnert stark an die Rivian-Modelle R1T sowie R1S, in dessen Segment Scout dann auch räubern will. Ein Zufall? Wohl kaum. Denn auch mit Rivian legte Volkswagen gerade erst ein Joint Venture auf, in das Wolfsburger bis 2027 fast sechs Milliarden US-Dollar pumpen wollen. Zurück zu Scout.
In punkto Design ist das Scout-Duo bis zur B-Säule identisch. Das macht Sinn, erleichtern Gleichteile doch die Produktion und machen die Preise billiger. Die Front ist steil und typisch E-Auto geschlossen. Die quadratischen LED-Scheinwerfer trennt das LED-Tagfahrlicht in Form eines Strichs. Den Unterboden schützt ein Alu-Unterfahrschutz, im vorderen Stoßfänger sind Abschleppösen installiert. Praktisch: der (vordere) Frunk mit ausziehbarem Ladeboden.
E-Antrieb, Range Extender und Allrad
Ein Allrad als Antrieb überrascht da nicht mehr. Ebenso wenig wie der (generelle) Elektroantrieb. Leistung? Diese verrät Volkswagen leider nicht. Das maximale Drehmoment soll rund 1.350 Nm betragen. So rennen die Scout-Stromer in nur 3,5 Sekunden von null auf 60 Meilen bzw. 96 km/h.
Ein Geheimnis machen die Wolfsburger auch um die Akkus. Bis zu 560 km soll das Scout-Duo aber stromern können. Gegen Aufpreis will Volkswagen zudem einen Range Extender in Form eines kleinen Benziners anbieten. Dieser steigert die Reichweite auf rund 800 km. Dank 800 Volt können Traveler und Terra mit bis zu 350 kW neuen Saft ziehen. Ladezeiten? Wieder unbekannt.
Bekannt ist dafür, dass die Scout-Stromer bidirektional laden können. Ergo externe Verbraucher als rollende Powerbank dienen. Outdoor und offroad macht das einmal mehr Sinn. Zumal Scout Traveler und vor allem Scout Terra als Arbeitstiere gedacht sind. 120-Volt-Steckdosen sowie USB-C-Buchsen sind im Interieur verteilt. Der Pick-up Terra bringt zudem drei Steckdosen auf seiner 1,67 m langen Ladepritsche mit. Zwei davon mit 120 Volt, eine mit 240 Volt. Dazu verspricht Volkswagen als optionale Features Seilwinden, Zusatzleuchten, Abschleppösen oder Offroad-Schürzen.
Cockpit, Preise und Produktion
Das Cockpit ist wieder gleich – und eher spartanisch. Wie gesagt: Die Modelle sind auf US-Käufer zugeschnitten. Schnickschnack wollen diese nicht. In der Armaturentafel prangt jedenfalls mittig ein großer Touchscreen. Darunter: klassische Direktwahltasten und zwei Drehregler. Der Fahrer schaut auf eine digitale Instrumentenanzeige. Ansonsten dominieren Leder, robuste Textilien und Applikationen im Holz-Design. Vorn soll es je nach Kundenwunsch zwei Sitze mit Mittelkonsole oder eine durchgehende Dreier-Bank geben. Das Dach ebenfalls je nach Wunsch geschlossen, mit Faltschiebedach oder abdunkelbarem Glaspanoramadach zu haben.
Vorbestellungen sind gegen 100 Dollar Gebühr bereits möglich. Ansonsten verspricht Scout Motors Basispreise unter 60.000 Dollar (56.990 Euro). Produzieren will Volkswagen ab Ende 2026 in einem brandneuen Werk nahe Columbia in South Carolina. Das Werk soll ein Produktionsvolumen von 200.000 Auto im Jahr haben und allein für Scout fabrizieren. Dafür investiert Volkswagen – während hierzulande Werke geschlossen werden – zwei Milliarden Dollar. Knapp 1,3 Milliarden fördert allerdings der US-Bundesstaat South Carolina.
2027 soll dann der offizielle Marktstart von Scout Motors sein. Ob Scout Traveler und Scout Terra nach Europa und damit Deutschland kommen, ist derzeit nicht bekannt. Dafür sicherte sich Scout Motors bereits die Rechte an zig weiteren Modellnamen. Darunter historische wie Aristocrat, Travelstar, Traveltop oder Trailstar.
Bilder: Scout Motors