Wie versprochen fiel in der Nacht zum 18. September 2018 der Vorhang: In San Francisco feierte der Audi e-tron 2019 – neuerdings ohne den Zusatz „quattro“ – Premiere. Allzu viel Neues wusste Audi aber nicht zu verraten.
- Optik und Design
- Antrieb & Leistung
- Offroad & Reichweite
- Innenraum vom A8
- Plattform & Aerodynamik
- Marktstart und Preis
Es ist geschehen: In der Nacht vom 17. auf den 18. September gab der finale Audi e-tron in Übersee sein Debüt. Das Aber folgt prompt: Große Überraschungen bleiben aus. Nichtsdestotrotz feiern die Ingolstädter den Stromer als ihr erstes elektrisches Serienmodell, wohl wissend den einstigen Audi R8 e-tron außer Acht lassend. Wobei der Sportler auch nur in einer sehr mageren Kleinserie aus dem Werk rollte. Mit dem Audi e-tron will die VW-Tochter den Stromer-Markt hingegen richtig angreifen. Das Konzept des Oberklasse-SUV ist dabei ebenfalls keine Überraschung, folgt dieses doch dem Trend der Zeit. Zumal auch die Konkurrenz auf SUVs setzt, Stichwort Mercedes EQC, Jaguar i-Pace oder (noch als Studie) BMW iNEXT.
Rupert Stadler, CEO Audi AG:
„Audi setzt mit seinem ersten rein elektrisch angetriebenen Modell einen wichtigen Meilenstein für die Zukunft des Unternehmens. 2020 werden wir drei vollelektrische Automobile im Angebot haben – neben dem sportlichen SUV einen viertürigen Gran Turismo, die Serienversion des Audi e-tron Sportback concept, sowie ein Modell im Kompaktsegment. Noch vor 2025 bringen wir mehr als 20 Elektroautos und Plug-in-Hybride auf den Markt – verteilt über alle Segmente und alle Konzepte.“
Audi e-tron: Optik, Design, Raumangebot
Auch optisch geht Audi einen ähnlichen Weg wie die Konkurrenz aus Stuttgart. Ein wie schon bei der 2015er Studie e-tron quattro concept angedeuteter Kühlergrill soll die Kunden nicht überfordern oder gar verprellen und wohl an ein konventionelles Auto erinnern. Dabei ist der hellgraue Singleframe eigentlich überflüssig. Dafür verspricht der Audi e-tron quattro viel Platz und hochwertige Materialien. Außerdem ein „ganzheitliches und verlässliches Ladeangebot mit intelligenten Lösungen für zu Hause und unterwegs“.
Die Abmessungen nennt Audi mit 4,90 m Länge, 1,94 m Breite sowie 1,62 m Höhe. Damit ordnet sich der Audi e-tron praktisch zwischen Q5 und Q7 ein. Der Kofferraum fasst 660 Liter, wovon allerdings 60 Liter auf Ablagefach im Vorderwagen fallen. Zur Wahl stehen zwölf Lackierungen, ein e-tron Label in Orange verweist auf den Stromer. Auch die LED Scheinwerfer zeigen eine e-tron-spezifische Lichtsignatur. Im Heck fallen vor allem die fehlenden Endrohre auf. Sowie das durchgehende LED Lichtband, das die Rücklichter verbindet. Die umlaufende Schulterlinie mit den betonten Radkästen erinnert wieder an den neuen Audi Q3.
Audi e-tron quattro: Antrieb und Leistung
Der Elektroantrieb besteht wie erwartet nur noch aus zwei statt drei E-Motoren, dafür mit einer Systemleistung von nun 300 kW (408 PS). Das maximale Drehmoment beträgt 660 Nm. Damit rennt der Audi e-tron 2019 in rund sechs Sekunden von null auf 100 km/h. Die Top Speed verrät Audi mit 200 km/h. Da einer der E-Motoren auf die Vorderachse wirkt, der zweite hingegen auf die Hinterachse, ist Allrad quasi Serie. Dieser regelt permanent und variabel die Verteilung der Momente zwischen beiden Achsen.
Daten zur Rekuperation verriet Audi schon lange vor der Premiere, als man den e-tron am Pikes Peak testete. Über 90 Prozent aller Verzögerungen rekuperiert der Audi e-tron allein über seine E-Maschinen. Möglich macht es das weltweit erste elektrohydraulisch integrierte Bremsregelsystem, das bis zu 30 Prozent mehr Reichweite allein per Rekuperation generiert. Am Pikes Peak ergab sogar jeder Kilometer bergab einen Kilometer mehr Reichweite. In der Praxis dürfte das zwar eher selten sein, dennoch rekuperiert der Audi e-tron mit einer Leistung von 220 kW (299 PS) sowie bis zu 300 Nm. Das entspricht über 70 Prozent der Antriebsleistung, was bis dato einmalig ist. Zumal der Stromer selbst ohne Einsatz der Bremsen bis 0,3 g rekuperiert. Die Wirkung ist zudem in drei Stufen am Lenkrad einstellbar.
Audi e-tron 2019: Offroad und Reichweite
Beim gemütlichen Cruisen arbeitet übrigens nur der Motor im Heck. Erst beim sportlichen Fahren schaltet sich der vordere E-Motor zu. Ebenso wie im Gelände. Via drive select (Serie) kann der Fahrer den Stromer an seinen Bedarf anpassen. Sprich: Handling und Luftfahrwerk sind auf den jeweiligen Untergrund abstimmbar. Parallel ist das ESP in den Modi Normal, Sport, Offroad sowie Aus zu regeln.
Der Akku fasst schließlich 95 kW bei 396 Volt Spannung und ist unter dem Fahrzeugboden verbaut. Die Batterie besteht aus 36 Modulen und ist 2,28 m lang, 1,63 m breit sowie 34 cm hoch. Außerdem rund 700 kg schwer. Die Kühlung erfolgt über ein mit Gel gefülltes System. Im Fazit schafft der Audi e-tron so eine Reichweite von über 400 km – nach WLTP. Zu laden ist der e-tron via CCS, Daten zur Ladezeit nennt Audi aber noch keine. Eine halbe Stunden an der elektrischen Zapfsäule soll aber die „nächste Langstreckenetappe“ ermöglichen. Zusammen mit Volkswagen, Porsche, Daimler, BMW und Ford baut Audi gerade das neue Schnellladenetz IONITY auf, dass schon Ende 2018 in ganz Europa „nahezu 200 Stationen“ in 120 km Abstand parat halten soll. Bis 2020 sollen es sogar 400 solcher HPC (High Power Charging) Stationen mit jeweils sechs Ladepunkten sein.
Ansonsten kann der Audi e-tron quattro auch mit Wechselstrom und bis zu 11 kW laden. Für das Laden daheim erlaubt das in Serie verbaute Ladesystem des Audi e-tron an einer Steckdose mit:
- 230 Volt bis zu 2,3 kW Ladeleistung bzw.
- 400 Volt bis zu 11 kW Ladeleistung.
Ab 2019 soll ein zweites Ladegerät die Ladeleistung verdoppeln.
Audi e-tron 2019: Innenraum von Audi A8
Beim Interieur bedient sich der Audi e-tron quattro beim Audi A8 D5 sowie dem Audi Q8. Samt den neuen AI Assistenten zum (teil)autonomen Fahren und dem Bediensystem MMI touch response. Das Interieur besteht im Grunde aus einem großen Bogen (Wrap-around), der horizontalen Linien folgt. Serie ist wenig überraschend das digitale Audi virtual cockpit. Im Fazit ist das Cockpit deutlich auf den Fahrer ausgerichtet.
Der Clou sind allerdings die virtuellen Außenspiegel, sprich Kameras statt Spiegel. Zwar kosten diese wohl Aufpreis, dennoch ist der Audi e-tron das erste Serienmodell weltweit mit solchen „Spiegeln“. Diese zeigen ihre Bilder übrigens auf OLED Displays in sieben Zoll. Der Clou: Per Touch kann der Fahrer aus verschiedenen Einstellungen wählen. Zum Beispiel kann der Bildausschnitt verschoben, ein- oder ausgezoomt werden. Dazu stehen im MMI-System drei Ansichten parat: für die Autobahn, für das Abbiegen oder Parken.
Die Passagiere dürfen sich obendrein über edles Leder, Zierhölzer, gebürstetes Aluminium oder (optional) einem Kontur- und Ambiente-Lichtpaket freuen. Im Fond sorgt ein flaches Plateau statt dem typischen Mitteltunnel für zusätzlichen Freiraum. Davon ab verspricht Audi eine ganze neue Ruhe an Bord. Dank Elektroantrieb und spezieller Dämmung bzw. Abdichtung sollen selbst typische Windgeräusche ab 85 km/h kaum zu hören sein. Auf der anderen Seite sorgt ein Premium-Soundsystem von Bang & Olufsen mit 705 Watt Leistung und 16 Lautsprechern für satten 3D-Klang.
Audi e-tron quattro baut MLB-Plattform auf
Die Basis des Audi e-tron 2019 stellt schließlich eine modifizierte Version des Modularen Längsbaukasten, kurz MLB. Den Kontakt zur Straße übernehmen Räder in 19 Zoll. Großen Wert legten Audis Techniker zudem auf die Aerodynamik, weswegen der Audi e-tron mit einem cW-Wert von 0,28 glänzen kann. Die aktive Aerodynamik liefert zum Beispiel bei Bedarf Kühlluft für die Bremsen. Das Luftfahrwerk (Serie) passt die Bodenfreiheit dem Untergrund an und variiert diese um bis zu 76 mm.
Logisch, dass der Audi e-tron zudem voll vernetzt ist. Der e-tron Routenplaner etwa wählt die Strecke anhand von nötigen Ladepunkten oder automatisierter Abrechnung an der Ladesäule. Via myAudi App ist eine Fernsteuerung am Smartphone möglich. Serie ist daher MMI Navigation plus samt LTE Advanced und WLAN Hotspot. Diverse Assistenten helfen dem Fahrer in jeder Situation. Zum Beispiel gibt der Effizienzassistent Tipps zu einer ökonomischen Fahrweise. Wählt der Kunde den adaptiven Fahrassistenten, kann das System den Elektro-SUV vorausschauend verzögern sowie beschleunigen.
Audi e-tron 2019 startet bei 79.900 Euro
Die Produktion des e-tron erfolgt wie angekündigt im Audi-Werk Brüssel. Start der Produktion ist Ende 2018, die Auslieferungen in Europa sollen zeitgleich starten. Zum Marktstart legt Audi außerdem eine spezielle „e-tron edition one“ von gerade mal 2.600 Elektroautos auf. Samt Extras wie 21-Zöller, den virtuellen Spiegeln, Matrix LED Scheinwerfer, Sportsitze, dem Assistenzpaket Tour oder der Bang & Olufsen Soundanlage.
Ein Preis ist ebenfalls schon bekannt: 79.900 Euro. Grundpreis, versteht sich.
Bilder: Audi