Ratgeber: Erdgasautos auch gebraucht eine Alternative?

Gas befeuert Herde und Heizungen, mitunter sogar Autos. Tatsächlich stellen Gasfahrzeuge – egal ob Autogas (LPG) oder Erdgas (CNG) – eine interessante Alternative zu Benziner und Diesel. Doch gilt das auch für Gebrauchte?

Dass Erdgasautos günstiger im Unterhalt (Spritkosten) und obendrein umweltfreundlicher sind als konventionelle Autos, braucht sicher nicht erklärt werden. Erst vor Kurzen nannte erdgas mobil zehn gute Gründe pro CNG-Modelle, die neben Kaufpreis und Kraftstoffkosten eine bessere Umweltbilanz, (viel) Reichweite oder ein flottes Tanken offenbarte.

Erdgasautos: CNG ist billiger als Benzin und Diesel

Fakt ist somit, das Erdgasautos gleich einige Vorteile gegenüber Benzinern und Dieseln zeigen. Wobei natürlich bei den meisten Interessenten schlicht der Preis im Vordergrund stehen dürfte, denn Erdgas kostet im Schnitt unter einen Euro pro Kilogramm, während Benzin rund 1,50 Euro/Liter und Diesel um die 1,20 Euro/Liter kostet. Quasi nebenbei emittieren Fahrzeuge mit Erdgasantrieb bis zu 80 Prozent weniger Schadstoffe. Allein beim CO2 werden 25 Prozent der typischen Emissionen eines Benziners eingespart, bei 100-prozentigem Bio-Erdgas sogar 97 Prozent.

Dazu emittieren Erdgasmotoren – die übrigens nichts anderes als modifizierte Benziner sind – keinerlei Rußpartikel und kein Schwefeldioxid. Außerdem sind Erdgasautos leiser und verschonen den Fahrer mit giftigen Dämpfen beim Tanken. Zuletzt war der Absatz entsprechender Modelle zwar eher rückläufig, das aber dürfte sich 2016 wieder ändern. Dann wird der Bund wohl CNG wie LPG die aktuellen Steuervorteile über 2018 hinaus gewähren, wahrscheinlich bis annähernd 2030.

Erdgasautos: Gutes Netz in Deutschland und Europa

Die Infrastruktur in Deutschland ist zugegeben noch nicht optimal, hier hat Erdgas mit derzeit rund 920 Tankstellen gegenüber Autogas (ca. 6.000) klar das Nachsehen. Der Ausbau aber schreitet voran, was nicht nur für die Bundesrepublik gilt, sondern ebenso für Europa (aktuell ca. 4.500). Immer mehr CNG-Tankstellen stellen zudem auf Biomethan um, was die Umweltverträglich von Erdgasautos deutlich erhöht.

Neuwagen ab Werk kosten gegenüber konventionellen Modellen natürlich einen Aufpreis, der bei 2.000 bis 2.500 Euro gegenüber einem Benziner liegt. Eine private Umrüstung kann sogar bis zu 4.500 Euro kosten. Zwar können die Mehrkosten für Autokauf oder Umrüstung über den günstigeren Sprit wieder eingefahren werden, das aber ist nur Vielfahrern oder Käufern mit langer Haltedauer möglich. In punkto Preise und Angebot hilft eine Recherche auf mobile.de. Allein bei der Antriebsart Erdgas/CNG zeigt das Gebrauchtwagen-Portal knapp 4.800 Treffer. Zugegeben: Insgesamt handelt das Portal über 1,4 Millionen Gebrauchtwagen, die Auswahl dürfte trotzdem ausreichend sein. Wie also schaut es beim berühmten zweiten Blick aus?

Gebrauchte Erdgasautos: Tipps zum Gebrauchtwagenkauf

Typische Marken, die Erdgasautos direkt ab Werk anbieten, wären Opel, Mercedes, Fiat, Volkswagen, Seat, Skoda und neuerdings Audi. Angefangen beim Premiumhersteller Audi zeigt mobile.de 135 Treffer an, die vor allem den neuen A4 g-tron aufzeigen, aber auch frühere und wohl privat umgerüstete Modelle. Die Preise liegen je nach Modell und Fahrzeugalter bei 1.500 bis 30.000 Euro. Für die Marke Opel listet mobile.de sogar fast 600 CNG-Modelle. Combo, Corsa, Zafira und Co. sind bereits ab 600 Euro zu haben, neuere und somit jüngere Modelle – mitunter sogar noch ganz ohne Laufleistung – reichen jedoch auch hier bis 25.000 Euro.

VW Golf TGI Erdgas

Interessant sind daher ein paar Tipps, die mobile.de beim Kauf eines gebrauchten Erdgasautos nennt. Erstens rät das Portal, nur Autos in Betracht zu ziehen, welche direkt ab Werk als Erdgasauto gebaut wurden. Denn später umgerüstete Benziner haben mitunter Platzprobleme, da die zusätzlichen Gasflaschen den Kofferraum blockieren, während CNG-Autos ab Werk mit unterflurigen Tanks ausgestattet sind. Zweitens gelten umgerüstete Modelle als störungsanfälliger, sogar Motorschäden sind möglich.

Gebrauchte Erdgasautos: Besser Modelle direkt ab Werk

Ein Manko zeigen beide Varianten, denn ob ab Werk oder später umgerüstet, bisher gibt es nur bivalente Erdgasautos. Das heisst, dass die Fahrzeuge sowohl mit Erdgas wie ebenso mit Benzin fahren können und die eigentlichen Vorteile vom energiereicheren Erdgas nicht gänzlich ausgenutzt werden. Geschuldet ist die Benzin-Reserve weniger der Technik – ein reiner Erdgasantrieb ist längst möglich -, sondern dem noch mangelhaften Tankstellennetz. Mit anderen Worten: Die Hersteller gehen (noch) auf Nummer sicher.

In dieser Haltung liegt jedoch eine Krux begraben, denn die Umschaltvorrichtung zwischen Erdgas und Benzin gilt als das störungsanfälligste Bauteil gebrauchter CNG-Modelle überhaupt. Käufer sollten daher auf eine einwandfreie Funktion der Umschaltung achten. Ein Händler ist hier übrigens von Vorteil, da dieser quasi per Gesetz zur Gewährleistung gezwungen ist – Privatverkäufer nicht. Da Erdgas sauberer und dank seiner höheren Energiedichte „weicher“ als Benzin verbrennt, gelten die Motoren übrigens als recht haltbar und langlebiger als Ottomotoren. Die oben genannten Motorschäden älterer Modelle sind also kein Hinderungsgrund zum Kauf.

Neu oder gebraucht: Erdgasautos haben auch Nachteile

Nachteile zeigen Erdgasmodelle aber sehr wohl. So sind die Gasfahrzeuge etwas schwerfälliger als gleichwertige Benziner. Neuere Turbos wie etwa von Opel oder Volkswagen gleichen das Manko allerdings mehr und mehr aus. Es lohnt daher, jüngere Gebrauchte zu erwerben, wobei die neuen Turbomotoren seit 2009 im Handel stehen.

Ein Blick gilt außerdem den Erdgastanks. Ein Blick in die Betriebsanleitung verrät das Datum des Einbaus, das im optimalen Fall mit der Erstzulassung des Wagens übereinstimmt. Der Wagen wurde also direkt vom Hersteller auf Erdgasantrieb modifiziert. Ist das Datum hingegen jüngeren Ursprungs, wurde der Wagen entweder umgerüstet oder hat in der Vorzeit einen größeren Unfall überstanden, worauf die CNG-Speicher ausgetauscht werden mussten. Da Erdgasautos ansonsten auf konventionellen Fahrzeugen beruhen, entsprechen sonstige Komponenten wie Fahrwerk, Bremsen, Beleuchtung oder Interieur und Ausstattung den regulären Modellen.

Bilder: Mercedes, Volkswagen