Stromkosten: Wie viel kostet ein E-Auto in einem Jahr?

Das Elektroauto ist mittlerweile zwar nicht in aller, aber in vieler Munde. Kritiker bemängeln gern, dass die Kosten lediglich umgelagert werden: von der Zapfsäule auf die heimische Steckdose. Wahr? Oder falsch?

Vom logischen Standpunkt ist wohl klar, das mehr elektrische Verbraucher an der heimischen Steckdose die Stromkosten entsprechend steigern (müssen). Doch wirkt sich ein eigenes Elektroauto tatsächlich so extrem auf den Verbrauch und damit auf die jährlichen Stromkosten aus? Die Frage ist berechtigt und soll hier geklärt werden.

Elektroauto: Mehr Verbraucher gleich mehr Kosten

Tatsächlich lautet die Frage beim Thema Elektroauto und (steigende) Stromkosten weniger „Ob“, sondern eher „Wie viel“. Ein Fahrzeug mit Elektroantrieb zu „betanken“, dessen Akku einige Kilowattstunden fasst, geht selbstverständlich nicht spurlos am eigenen Stromzähler vorbei. Wer seinen Stromer oder Plug-in-Hybrid in der heimischen Garage lädt, muss den gezapften Strom natürlich bezahlen. Obendrein muss sogar ein gewisser Ladeverlust eingerechnet werden, denn selbst wenn der „Saft“ nicht im Auto ankommt, kam er doch quasi aus der Steckdose raus und eben dieser Wert gilt.

Beispiel: Beim BMW i3 (Bild oben) wurden e-auto.tv zufolge 21 Prozent Ladeverlust erkannt. Obwohl der Stromer laut Bordcomputer nur 12,8 kWh auf 100 Kilometer – BMW nennt sogar 12,9 kWh/100 km kombiniert – verbrauchte, wurden über die handelsübliche Schuko-Steckdose 15,5 kWh nachgetankt. Den Ladeverlust mal außen vor, würde der Münchner Stromer auf 1.000 Kilometer 128 kWh „schlucken“, auf 10.000 Kilometer entsprechend 1.280 kWh. Bei durchschnittlich 250 Arbeitstagen im Jahr und 50 Kilometer Arbeitsweg hin und zurück ergeben sich 12.500 Kilometer beziehungsweise 1.600 kWh. Den Ladeverlust eingerechnet, verbraucht unser Beispiel sogar 1.937,5 kWh – und die müssen bezahlt werden.

Kostenvergleich: Verbrenner versus Stromer

Nur zum Vergleich: Die genannte Energiemenge entspricht dem Verbraucherportal Verivox zufolge gut ein Drittel mehr als der Jahresverbrauch eines Singlehaushalts (1.500 kWh/Jahr) oder etwas mehr als zwei Drittel eines 2-Personen-Haushalts (2.800 kWh/Jahr). Fazit: Die Energiemenge für das Elektroauto wird also definitiv die Stromrechnung nach oben treiben, unbemerkt bleibt ein zusätzlicher Energiebedarf in dieser Menge nicht – schon gar nicht im Geldbeutel. Nimmt man nämlich einen Strompreis von 28,38 Cent pro kWh (Schnitt 2014 laut Verivox) ergeben die errechneten 1.937,5 kWh (Mehr)Kosten von 549,86 Euro im Jahr.

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Hier ergibt sich jedoch ein Aber, denn diese zusätzlichen Stromkosten werden quasi wieder eingespart, in Form von nicht mehr benötigten Benzin oder Diesel. Ein Kleinwagen mit Benziner wie etwa der Renault Clio mit 1,1-Liter-Maschine (65 PS) und einem offiziellen Verbrauch von 5,5 l/100 km kombiniert, kostet bei einem Literpreis von aktuell 1,55 Euro auf 12.500 Kilometer nämlich 1.065,63 Euro. Ergo: Während das Elektroauto 550 Euro im Jahr kostet, ist der Benziner mit 1.065 Euro fast doppelt so teuer. Die Mehrkosten für Strom betragen also nur die Hälfte der eingesparten Kraftstoffkosten, die der Clio verursachen würde. In punkto Kraftstoffkosten ist ein Stromer einem konventionellen Auto somit klar voraus, was aber leider (noch) nicht für die hohen Anschaffungskosten gilt.

Spar-Tipps: Das Elektroauto in der Nacht laden

Immerhin können Fahrer von Elektroautos mit einigen Tricks einige Euro extra sparen. Zum einen lohnt ein neuer Stromtarif, ein Vergleich ist bequem und vor allem schnell online gemacht, beispielsweise mit verivox.de. Ein neuer Tarif oder gar ein neuer Stromanbieter ist flott gefunden, was durchaus einige hundert Euro im Jahr sparen kann – möglicherweise sogar mit grünem Ökostrom. Ein Wechsel der Stromanbieters wird übrigens direkt (und kostenlos!) vom neuen Versorger erledigt, mitunter sogar wieder bequem online.

Außerdem lohnt es sich, bei Tarif- oder Stromanbieterwechsel nach sogenannten Nachtstromtarifen zu schauen. Nachts wird weniger Strom verbraucht, daher günstiger angeboten. Da die meisten „Elektro-Fahrer“ ihren Wagen wohl über Nacht laden, können hier durchaus einige Cent pro kWh gespart werden. Ebenso lohnt es, den eigenen Fahrstil zu überdenken. Je mehr Bleifuß, desto schneller ist der Akku leer. Eine vorausschauende Fahrweise hingegen spart Strom und damit bares Geld. Elektrische Verbraucher zu deaktivieren ist ein weiterer Spartipp, beispielsweise kann allein die Klimaanlage bis zu 20 Prozent Reichweite kosten.

Bilder: BMW, Mitsubishi – Quellen: e-auto.tv (Ladeverlust, Ziel leider nicht mehr online), verivox.de (Strompreis), renault.de (Clio)