Gerechnet hatte wohl keiner damit: Audi feiert bei den 24 Stunden von Le Mans 2014 einen Doppelsieg und seinen 13. Triumph bei 16 Einsätzen. Allerdings spielen den Ingolstädtern Probleme bei der Konkurrenz in die Hände.
Tatsächlich ist es das Toyota-Werksteam mit Polesetter Alexander Wurz (#7), welches die Rennpace an der Sarthe vorerst bestimmt. Doch der Renngott kennt keine Gnade, schickt zuerst Regen, dann das Safety Car. Unter gelber Flagge crashen gegen 16:30 Uhr Audi #3 und Toyota #8: Der Audi ist raus, der Toyota rettet sich in die Box. Um 17:27 Uhr gibt es die nächste Safety Car-Phase, es regnet wieder, doch Toyota bleibt (noch) vorn.
Enttäuschung: Toyota lange vorn, aber ohne Sieg
Nach Safety Car-Phase und Fahrerwechsel im führenden Toyota #8 – Wurz übergibt nach drei (!) Stunden an Sarrazin -, liegt plötzlich dank besserer (Regen)Strategie der Porsche #20 mit Bernhard auf Platz eins. Hartley übernimmt schließlich den Porsche, vermutet kurz darauf einen Platten und kommt rein. Bestätigt wird der Reifenschaden nicht, dafür fällt Porsche von eins auf drei zurück. Toyota liegt vor Audi und Porsche. Gegen 23:00 führt weiterhin der Toyota #7 vor Audi #2, Audi #1 und Porsche #20, doch es ist noch nicht mal Halbzeit.
Gegen 3:00 Uhr morgens wird der Audi #1 plötzlich langsamer, kann nach sechs Minuten in der Box das Rennen aber wieder aufnehmen. Eine Stunde später schleicht der Porsche #14 nur noch im Elektroantrieb um den Kurs. Gegen 4:18 führt Toyota in der LMP1, Ligier in der LMP2 sowie Ferrari und Aston Martin in GTE-Pro und GTE-Am.
Das Toyota-Debakel: Nakajima rollt gegen 5:00 aus
Um 5:00 Uhr wird plötzlich Toyotas schlimmster Alptraum wahr: Der führende Toyota #7 mit Nakajima rollt aus, Elektrikprobleme. Der Audi #1 mit Tréluyer übernimmt kampflos die Spitze, Porsche und Hartley erben Rang zwei. Um 6:01 fliegt Lieb im Porsche #14 ab, Audi übernimmt nach einem Reifenwechsel bei Porsche #20 die Doppelspitze.
Um 7:30 Uhr gibt es die nächste Safety Car-Phase. Morgens um 9:00 heißt die Reihenfolge Audi #1 vor Porsche #20, Audi #2, Toyota #8 und Porsche #14. 10:15 Uhr fährt Lotterer im Audi #2 die schnellste Rennrunde: 3:22,881 Minuten. Um 11:00 heißen die ersten Sechs in der LMP1 Audi #1, Porsche #20, Audi #2, Toyota #8, Porsche #14 und Rebellion #12 mit Nick Heidfeld (ehemals Formel 1 mit BMW und Renault) im Cockpit. Keine zehn Minuten später das nächste Drama, der führende Audi #1 wird langsamer, bleibt sogar kurzzeitig stehen.
24 Stunden (später): Audi holt 13. Le Mans-Sieg
Elektronikprobleme stoppen den Führungs-Audi, nach einem Boxenstopp geht das Rennen aber weiter. Doch schon kurz darauf muss der Audi #1 mit Problemen am Turbo wieder an die Box, Porsche #20 geht in Führung. Währenddessen macht der Audi #2 mit Lotterer Druck und brennt in 3:22,567 Minuten eine neue schnellste Runde in die Le Mans-Bahn. Dreieinhalb Stunden vor der Zielflagge schnuppert Rückkehrer Porsche tatsächlich am Sieg, doch Audi #2 hat nur 33 Sekunden Rückstand und auch der Audi #1 ist wieder im Rennen.
Um 12:06 heißt das Klassement Porsche #20 vor Audi #2 und Audi #1, Toyota #8, Porsche #14 und Rebellion #12; doch Audi holt auf. Nach den obligatorischen Boxenstopps – mittlerweile sitzt wieder Webber im Führungs-Porsche – erwischt der Defektteufel die Schwaben, der Porsche #20 muss mit Problemen am Hybridantrieb erneut in die Box, Audi geht in (Doppel)Führung. So bleibt es bis zur schwarz-weißen Flagge um 15:00 Uhr, Audi holt einen unerwarteten Doppelsieg – Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer (Audi #2) gewinnen vor Lucas di Grassi/Marc Gené/Tom Kristensen (Audi #1) – vor Anthony Davidson/Sébastien Buemi/Nicolas Lappiere (Toyota #8) und Nicolas Prost/Mathias Beche/Nick Heidfeld (Rebellion #12).
Garage 56: Auch ZEOD RC Elektro-Renner fällt aus
Pech im Rennen hatte übrigens auch Nissan mit seinem ZEOD RC, der wegen seiner Motorisierung – Elektroantrieb plus Range Extender – aus der Box 56 für innovative Boliden startete. Leider war dem raketenförmigen Elektro-Renner keine Zielankunft bestimmt, nach gut einer Stunde war (wahrscheinlich) wegen Getriebeproblemen Schluss.
Aber: Auch wenn der Nissan ZEOD RC in Training, Qualifying, Warm-up und Rennen lediglich 39 Runden schaffte, hat der innovative Rennwagen das eigentlich anvisierte Ziel erreicht. Eine Runde (13,6 km) konnten Lucas Ordonez, Wolfgang Reip und Satoshi Motoyama im Nissan ZEOD RC im Warm-up rein elektrisch zurück legen, womit sich Nissan in die Le Mans-Geschichtsbücher eingetragen hat. Ob der Nissan ZEOD RC 2015 wieder am Start ist, ist unbekannt.
Bilder: Audi, Nissan